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Der Alltag mit Corona - Ein Interview mit Lateef

Lateef ist seit 3 Jahren in Deutschland und durfte lange nicht arbeiten. Ende 2019 hat er endlich eine Arbeitserlaubnis bekommen und bewarb sich für einen Minijob bei Caspar Plautz. Caspar Plautz ist ein Kartoffel-Stand am Viktualienmarkt in München. Seit Januar arbeitet Lateef bei Caspar Plautz und ist sehr glücklich. Aber aufgrund der aktuellen Maßnahmen gegen das Corona-Virus musste der Kartoffel-Stand schließen. Und Lateef kann nicht mehr dort arbeiten. Für den Monat März bekommt Lateef noch sein Gehalt. Werden die Maßnahmen verlängert, dann kann Lateef ab April nicht mehr arbeiten. Da Lateef in dieser Situation nicht alleine ist, haben wir ihn für euch gefragt, wie es ihm damit geht. Dafür haben unsere Kollegin Ines und Lateef miteinander telefoniert. Das Telefonat war auf Englisch, deshalb hat Ines alles übersetzt und für euch in einfacher Sprache zusammengefasst:

Ines: Lateef, im Januar hast Du endlich einen Minijob bekommen und dich sehr darüber gefreut. Wie sieht die Situation mit den aktuellen Maßnahmen gegen das Corona-Virus jetzt für dich aus?

Lateef: Einen Tag nachdem Söder die Ausgangsbeschränkungen angekündigt hat, mussten wir schließen. Also am Samstag. Mein letzter Arbeitstag war am Mittwoch vor der Ankündigung. Jetzt kann ich nicht mehr arbeiten. Für März kriege ich noch mein Gehalt. Aber wenn diese Maßnahmen gegen Corona verlängert werden, dann kann ich auch im April nicht arbeiten und bekomme kein Gehalt mehr. Die Jungs [Lateefs Arbeitgeber bei Caspar Plautz] können sich das leider nicht leisten. Auch für sie tut es mir leid. Jeder von uns muss jetzt zu Hause bleiben. Ich vermisse die Jungs und ich vermisse die Kartoffeln.

Ines: Was hältst Du von den aktuellen Maßnahmen gegen das Virus?

Lateef: Persönlich habe ich so etwas noch nie erlebt. Was ich erlebt habe waren die Fieber- Epidemien in Afrika. Aber so einen globalen Ausnahmezustand wegen einer Epidemie habe ich noch nie erlebt. Ich finde die Maßnahmen gut. Ich habe gehört, was in den anderen Ländern passiert ist. Italien, Frankreich, Spanien. Deutschland hat gut gehandelt. Ich glaube vielleicht sogar am besten. Es ist sehr wichtig, dass wir alle aufeinander aufpassen. Ich wohne nicht direkt in der Stadt. Das ist sehr komisch, weil trotzdem wirkt alles so normal. Man sieht nicht mehr oder weniger Menschen auf der Straße, aber man spürt, dass etwas anders ist.

Ines: Und wie geht es Dir persönlich mit der Situation? Wie gehst Du damit um?

Lateef: Das war eine schwierige Zeit für mich, als ich so lange nicht arbeiten durfte. Als ich meine Arbeitserlaubnis und den Job bekommen habe, habe ich mein Leben zurückbekommen. Das war der beste Moment meines Lebens. Und auf einmal ändern sich die Umstände wieder. Ich kann nicht normal zur Arbeit gehen und das macht mich sehr traurig. Aber ich versuche meine Gefühle zu kontrollieren und mit der Situation umzugehen. Weil ich weiß, ich bin nicht alleine in dieser Situation. Aber es ist wirklich eine schwere Zeit für mich. Eigentlich hatte ich den Plan, mir noch einen zweiten Job zu suchen und Vollzeit zu arbeiten. Denn bei Caspar Plautz war ich nur zwei Tage in der Woche und den Rest der Woche war ich zu Hause. Ein Mini-Job war dann doch zu wenig für mich. Ich brauche Arbeit, um mental und physisch glücklich zu sein. Und jetzt ist meine Zukunft unsicher. Trotzdem versuche ich mich an die Regeln zu halten und das Beste daraus zu machen.

Lateef nimmt es mit Humor und schickt uns diese Bilder von zu Hause.

Lateef nimmt es mit Humor und schickt uns diese Bilder von zu Hause.

Ines: Was machst Du den ganzen Tag? Hast Du vielleicht gute Tipps dafür, was man zu Hause alles machen kann?

Lateef: Ich versuche meinen Kopf zu beschäftigen. Ich höre viel Musik und schaue Filme. Aber ich lese auch Bücher. Vor allem lese ich Bücher, mit denen man gut deutsch lernen kann. Ich informiere mich auch über die aktuellen Nachrichten. Aber nicht mehr über das Corona-Virus. Denn es scheint noch kein Ende in Sicht zu sein und ich will mir nicht zu viele Gedanken darüber zu machen. Man ist sich einfach unsicher. Wird alles gut? Wird alles schlecht? Ich dachte das wird das beste Jahr meines Lebens. Und jetzt weiß ich es nicht. Du weißt es auch nicht. Niemand weiß, wie dieses Jahr für uns wird.

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„Wir in Deutschland“ – Ausflug nach Berlin

Wir haben schon im Juli über das Video-Projekt „Wir in Deutschland“ berichtet.
Ziel war es, die Erfolgsgeschichten von 10 Menschen zu dokumentieren und in Videos festzuhalten. Das haben wir zusammen mit dem Goethe-Institut realisiert.
Jede*r Teilnehmer*in kommt ursprünglich aus einem anderen Land. In den Videos berichten sie von ihrem Leben in Deutschland und ihrem beeindruckenden Werdegang. Ob Schule, Sprachkurs, Studium, Ausbildung oder Arbeit, jede*r von ihnen hat seine/ ihre eigene bewundernswerte Geschichte zu erzählen. 

Kürzlich hat uns das Goethe-Institut aufgrund dieser Kooperation nach Berlin zur Fachtagung „Bildung: Mobilität – global denken“ eingeladen. Hintergrund der Fachtagung ist das neue, ab 2020 gültige Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Zusammen mit unseren Teilnehmer*innen aus den Videos haben wir uns also auf den Weg dorthin gemacht.


Über zwei Tage hinweg wurde über das Thema Qualifizierung und Einwanderung von Arbeitskräften diskutiert. Zudem wurden verschiedene Workshops angeboten.
Unsere Videodarsteller, Abdoulie, Alex, Bahaa, Malek, Ousman und Somaye konnten einen wichtigen Beitrag leisten. Denn sie haben im Gegensatz zu den meisten Politiker*innen hautnah miterlebt, wie Integration in Deutschland und vor allem Integration im deutschen Arbeitsmarkt abläuft.
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion konnten sie ihre Erlebnisse mit dem Publikum teilen.
Dabei kamen Vor- und Nachteile der jetzigen Integrationssituation auf.


Somaye erzählte beispielsweise, dass sie den Druck der Leistungsgesellschaft in Deutschland sehr gespürt hat. Man muss fleißig sein, hart arbeiten und ein genaues Ziel vor Augen haben.
Das kann allerdings sehr anstrengend sein, vor allem, wenn man auch noch die Sprache neu lernen muss. Diese schwierige Situation wurde dem Publikum an diesem Abend nähergebracht.
Auch die Erfolgsgeschichten der Teilnehmer*innen, die sie trotz dieser anspruchsvollen Bedingungen meisterten, ließen uns alle staunen.


Neben dem Besuch der Fachtagung haben wir uns natürlich auch noch Berlin ein wenig näher angeschaut. Ein Besuch des Reichtags, des Brandenburger Tors und des Prenzlauer Bergs blieb dabei nicht aus!
Wir haben uns alle besser kennengelernt und sind ein Stück weit zusammengewachsen.
Der Ausflug war also ein voller Erfolg.

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Grenzen setzen – Nein sagen

Wenn Ehrenamtliche helfen, geben sie viel von sich selbst her. Sie schenken Zeit, Aufmerksamkeit und Mitgefühl. Und obwohl sie meistens Dankbarkeit erfahren, wird ihr Engagement auch manchmal ausgenutzt – oft unbewusst und aus der Not heraus.

Aber es ist – gerade für Ehrenamtliche – sehr wichtig, dass sie auf sich selbst aufpassen. Dass sie sagen, wenn es ihnen zu viel wird. Dass sie Grenzen setzen und „Nein“ sagen können.

ArrivalAid und TranslAid haben im September einen Workshop veranstaltet. Das Thema: Grenzen setzen – Nein sagen! Die Workshop-Leiterin Katharina Schellenberg führte die 12 Teilnehmer*innen behutsam an ihre Grenzen heran. Sie zeigte ihnen, wie man seine eigenen Grenzen kennen und schützen lernt. 

Die Teilnehmer*innen konnten ihre Erfahrungen miteinbringen und bekamen Tipps und Tricks für die ehrenamtliche Praxis an die Hand. 

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Wie erkennt man seine eigenen Grenzen?

Es ist wichtig, dass man seine Erfahrungen analysiert. Wann wurde eine Grenze überschritten? Was ist passiert? Wann habe ich mich unwohl gefühlt? Wann wollte ich etwas eigentlich nicht, habe es aber trotzdem gemacht? Man kann so vorgehen und einen Punkt nach dem anderen abarbeiten:

  1. Was genau war es, das mich gestört hat? 

  2. Warum hat es mich gestört? 

  3. Wie schafft mein Gegenüber es, dass ich mich unwohl fühle?

  4. Was macht das mit mir?

  5. Wie nehme ich das wahr?

    1. Spüre ich körperliche Veränderungen? z. B. Bauchweh

    2. Verändert sich mein Verhalten?

  6. Wie habe ich bisher darauf reagiert?

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Anhand dieses Schemas kann man dann überlegen, wie man in Zukunft vorgeht, damit die eigene Grenze nicht mehr überschritten wird.

Was auch hilft, ist, wenn … 

  • Man sich auf schwierige Gespräche gut vorbereitet

  • man aktiv ausspricht, was man möchte und was man nicht möchte

  • man sich bewusst macht, was man alles gut macht. Dadurch merkt man, dass man es wert ist, auf sich selbst aufzupassen.

Denn letztendlich kann man anderen Menschen nicht helfen, wenn es einem selbst schlecht geht. Deswegen: schützt und respektiert eure Grenzen! Denn dann kann es auch in Zukunft eine Gesellschaft voller hilfsbereiter und ehrenamtlicher Menschen geben.

Wir fanden die Veranstaltung sehr schön! Die Ehrenamtlichen haben toll mitgearbeitet und erfahrene Grenzüberschreitungen offen erzählt. Wir danken allen Teilnehmer*innen und Katharina Schellenberg für ihren Einsatz! Aufgrund des großen Zuspruchs werden wir auch in Zukunft weiterhin Veranstaltungen wie diese anbieten.

 
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